RESPONSIBLE Wie gestalten Sie die Wege hin zur Kreislaufwirtschaft? Es sind sehr viele Kleinigkeiten zu berücksichtigen, das fängt beim Transport der Bänder an. In den Big Packs verheddern sich die Bänder beispielsweise schnell, was die Verarbeitung in den Recyclingmaschinen erschwert. Die Lösung sieht so aus: Die Kund:innen häckseln die Bänder. Wir stellen ihnen die dafür benötige Maschine zur Verfügung, sie das Personal. Interzero holt die zerkleinerten Bänder wieder zurück, die Verrechnung erfolgt über Materialkonten, d. h. wir erhalten Tonnagen und können das Material wieder in unserer Produktion einsetzen. Nehmen unsere Kund:innen den Spirit der Kreislaufwirtschaft auch wahr? Das ist sehr unterschiedlich. Viele große Unternehmensgrup- pen fragen konkret nach unseren Lösungen. Hier findet ein spürbares Umdenken statt. In Unternehmen gibt es mittler- weile Nachhaltigkeitsbeauftragte, die diese Themen immer weiter vorantreiben und beginnen, stärker in Prozessketten zu denken. Denn spätestens mit der Erstellung eines Nach- haltigkeitsberichtes ist es notwendig, Prozesse im Hinblick auf ihre Effizienz zu beleuchten. Dazu gehört auch Kreislauf- wirtschaft. Vielen Dank für das Gespräch, Frau Mosca. Hat die Bewegung, die durch die PPWR ent standen ist, also positive Auswirkungen auf Ihr Geschäft? Nein, zumindest nicht in der aktuellen Fassung: Wir handeln mit Folie und stellen Straps her, diese Produkte wären dann verboten. Deshalb setzen wir alles daran, eine Ausnahmere- gelung zu erwirken. Für mich gibt es keine bessere, sicherere und hygienischere Möglichkeit, als eine Palette oder eine Ladeeinheit für Lebensmittel oder Massengüter mit Straps und Folie zu sichern. Leider fehlen in der PPWR die Lifecycle-Analysen. Aus Nach- haltigkeitssicht müssen Güter unbedingt richtig verpackt werden, da sonst die Abfallmengen zunehmen, insbesondere bei Lebensmitteln. Agieren wir mit Mehrweg, sind noch mehr LKWs auf unseren Straßen unterwegs. Das wird zum einen schwierig, weil es nicht genügend LKW-Fahrer gibt, und zum anderen, weil Brems- und Gummiabrieb die Umwelt belasten. Dennoch hat die PPWR einige Diskussionen in Gang gebracht und für Bewegung in der Industrie gesorgt. Ich halte dies für eine wichtige Entwicklung, denn gerade die Kunststoff- industrie hat in den letzten 20 Jahren stetig produziert und verpackt, sich aber wenig darum gekümmert, wie Materialien in Kreisläufe geführt werden können. Eine allgemeine EU-weite Regulatorik würde vieles einfacher machen: Wenn wir uns europaweit auf ein paar grundsätz- liche Wege einigen könnten, wäre es sicherlich möglich, viele Produkte im Kreislauf zu halten. Damit das keine Zukunfts- vision bleibt, müssen alle Produzenten, Verbraucher, Sammler und Recycler gemeinsam über mögliche Kreisläufe sprechen. 16 Über Simone Mosca Simone Mosca ist CEO der Mosca GmbH und leitet gemeinsam mit ihrem Mann, Timo Mosca, und Alfred Kugler die Geschäfte des Familienunternehmens. Gestartet ist sie 1988 mit einer Ausbildung zur Industriekauffrau bei einem Maschinenbauunternehmen des Thyssen Konzerns. Anschließend bildete sie sich zur Betriebswirtin weiter. Simone Mosca arbeitete zunächst bei einem Maschinenbauunternehmen im Einkauf und übernahm schließlich die Einkaufsleitung. Mit 25 Jahren gründete sie gemeinsam mit einem Entwickler ein Start-Up für elektroni- sche Steuerungen und Komponenten. 2008 übernahm sie die Leitung der Kunststoff- bandproduktion im neuen Mosca-Werk in Muckental. Mit dem Ziel, eine höhere Renta- bilität zu erreichen, optimierte sie erfolgreich interne Prozesse. Mittlerweile treibt Simone Mosca als verant- wortliche Geschäftsführerin für die Bereiche Global Purchasing & Procurement, Global Marketing, Strap & Consumables sowie IT Processes & Organisation unter anderem die Entwicklung neuer Bandlösungen voran.